Aus dem Infoflyer für die Stadtbevölkerung zur Klärung der Vorurteile über die Anwesenheit der Nutria Populationen in Italien
( von S. Venturini, Biologe, Castorologe/ Übersetzung A+A Di Monaco )
Das Nutria (Myocastor coypus ) ist eine aus Südamerika stammende Nagetierart, die in Brasilien, Argentinien und Peru verbreitet ist.
Der eigentliche Name ist COYPU, in Italien nennt man sie umgangssprachlich auch Castorino, in Deutschland umgangssprachlich auch Sumpfbiber oder Biberratte.
Ausgewachsen können z.B. männliche Exemplare eine Länge von 60 cm und ein Gewicht von 10 kg erreichen. Mit ihrem sehr charakteristischem Gebiss, den zwei sehr robusten Schneidezähnen, die mit einem orangefarbenen Zahnschmelz überzogen sind, kann man sie leicht erkennen.
Es ist ein semiaquatisches Tier, überwiegend vegetarisch, dämmerungsaktiv, aber auch tagaktiv, um sich Nahrung zu beschaffen. Es hat ein ausgezeichneten Gehör- und Geruchssinn, aber eine schwache Sehkraft, was es zu einem ängstlichen und vorsichtigem Tier macht.
Es hat ein zahmes Gemüt, überhaupt nicht aggressiv, so dass es in Südamerika auch als Haustier bekannt ist.
In seinem eigenen Habitat stört es keine andere Spezies; es lebt sehr friedlich mit den anderen Tieren zusammen.
Nutrias pflanzen sich zweimal im Jahr fort und bringen zwischen 4 und 6 Junge pro Wurf zur Welt. ( oft aber auch nur eines )
Die Tragzeit ist für Nagetiere mit in Regel 4,7 Monaten sehr lang ( 128-133 Tage )
Dabei ist die Sterblichkeitsrate der Jungtiere ist sehr hoch. ( bis zu 80% im ersten Lebensjahr )
Im Allgemeinen regulieren die Nutrias ihren Bestand von selbst, auf der Grundlage der Umweltressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, und neigen zum ökologischem Gleichgewicht im Verhältnis zu der Tragfähigkeit des Territoriums. ( Nahrungs- UND Platzangebot )
Das hat zur Folge, dass es einen normalen Generationswechsel zwischen Jung- und Alttieren gibt, wenn das Platzangebot und die Ressourcen begrenzt sind.
Nein, im Durchschnitt sind die Höhlen der Nutrias nie länger als 2-3 Meter und nicht immer graben sie die Ufer an.
( in der Regel benutzen sie bereits vorhandene Höhlen und Uferüberhänge, oder bauen bzw. flechten Nester aus Schilf wie in ihrer ursprünglichen Heimat )
Es gibt auch eine Vielzahl weiterer Tiere, die Höhlen an Ufern graben bzw. nutzen, wie z.B. Fischotter, Bisam, Biber, Wollhandkrabbe, Schermaus, Wanderratte etc.
Sehr oft werden sie als die einzige Ursache für das Einstürzen des Bodens betrachtet und der damit verbundenen Überschwemmungen. Aber der wahre Grund für die Überschwemmungen liegt u.a. bei der fehlenden Instandsetzung von privaten Gruben und Abwasserbecken auf dem Land, wildes Bauen, die Fällung der Bäume für Bauland und das Versiegeln von Flächen, wo es verboten sein sollte.
( siehe auch - Ursachen für Schäden im Uferbereich - )
Die Nutrias stellen kein besonderes Gesundheitsrisiko dar, wie tiefgehende Untersuchungen von Instituten für Veterinärepidemiologie zeigen.
Diese haben eine sehr niedrige positive Rate und Form von Leptospirose festgestellt, die aber vergleichbar mit denen der anderen Wildtiere sind, die sich hier befinden.
Die Nutrias können nicht mehr, eher weniger, Krankheiten übertragen als jedes andere Haus und Nutztier und der Mensch.
( siehe auch - Nutrias und Leptospirose - )
Nein. Es gibt keine dokumentierte Zwischenfälle über Bisse oder Angriffe. Belästigt man ein Nutria, wird es eine Abwehrreaktion zeigen, wie sie auch bei anderen Tieren üblich ist.
Anmerkung : Da Nutrias zwar sehr gut hören aber sehr schlecht sehen können wird oft ihr plumpes Zugehen auf etwas/ jemanden als drohend empfunden.
Auch das Betteln, wenn sie einigenorts von Menschen angefüttert werden, ( wie das auf die Menschen zugehen und teilweise auf die Hinterbeine stellen ), wird oft missverstanden !!
Und sie können auch halt einfach nur schlecht gucken. Drohende Nutrias machen aber eher wie Katzen einen Buckel und fauchen. Flüchten aber immer , wenn es möglich ist, in brenzeligen, ihnen unheimlichen Situationen.
Nicht zwingend, da ihre Hauptnahrung aus Wasserpflanzen und der natürlichen Vegetation besteht.
Sie fressen nur angebaute Pflanzen, wenn das Nahrungsangebot knapp ist oder ihr Lebensraum eingeschränkt wurde.
In jedem Fall neigen sie dazu, nur die Pflanzen zu fressen, die in der Nähe vom Wasserlauf liegen.
Zahlreiche Untersuchungen belegen dies. (Sowohl in ihren Heimatländern als auch in den eingeführten Gebieten)
Ausreichend breite Gewässerrandstreifen, wie sie auch zum Schutz der Gewässer und der Artenvielfalt immer wieder gefordert werden, sowie entsprechende Vegetation entlang der Gewässer verhindern Frass an Kulturpflanzen durch Nutrias bzw generell Wasserbewohner. (Venturini, Guichón et al, Marchetti, Borgnia et al.)
In Deutschland sind die Schäden im Bereich der Landwirtschaft allerdings, so Aussage diverser Bundesländer, eher gering.
( siehe auch - Ursache für Schäden im Uferbereich und fehlende Pufferstreifen )
Es bestehen verschiedene Methoden zur ökologischen und unblutigen Begrenzung der Nutrias, wie akustische und mechanische Abwehrsysteme, Umwelttechnik und die Sterilisierung.
Wenn eine hohe Anzahl an Nutrias getötet wird, werden sie sich öfter vermehren, um ihre Population wiederherzustellen, aufgrund des einfachen Gesetzes zur Erhaltung einer Art.
siehe auch - Sterilisationsprojekt -
Und das Ergebnis der Nutria- Konferenz " Bejagungen sind sinnlos"
Auch in Deutschland gibt es inzwischen z.B. ein Projekt, wo Nutrias eingefangen, kastriert, gechipt und anschließend umgesiedelt werden.
weitere häufige Fragen und Vorurteile
Zitat
„ Das Nutria wird gleichberechtigt mit die Nutria gebraucht “
Quelle: Bewertung von Neozoen / Kinzelbach/ Geiter/ Homma
Man findet aber auch genauso die Bezeichnung - der Nutria.
Ursprünglich wurden sie aus Südamerika wegen ihres Fells und zum Fleischverzehr in Deutschland eingeführt. Diese Tiere wurden in Zuchtfarmen gehalten, aus denen sie teilweise entkamen, aber auch bewußt freigelassen wurden, als die Nachfrage nach ihrem Pelz und Fleisch sank und die Zucht unrentabel wurde.
Ebenso wurden sie aber auch z.B. im Münsterland bewußt zur Gewässerpflege angesiedelt oder andernorts zwecks Vertreibung der Bisamratten sowie auch zur Bejagung ausgesetzt.
Zitat:
"Lokal wurden auch Tiere zwecks Schilfdezimierung und zur Hebung der Fischereierträge in Teichen gezielt ausgesetzt (so 1929-1930 im Teichgut Hausdülmen, 1953 in der Anholter Schweiz) (Rehage 1984)."
Quelle:
Neobiota Naturschutzinformationen NRW / Nutria
Nein. Oft werden die Nutrias fälschlich als Ratten bezeichnet bzw. als Rattenverwandte. Dabei bezieht man sich ab und zu auch darauf, dass sie ja zur Gruppe der Stachelratten gehören.
Noch ist man sich in der wissenschaftlichen Literatur uneins, ob Nutrias nun eine eigene Art, die Mycastoridae darstellen, oder sie aufgrund neuerer molekularer Untersuchungen inzwischen zu den Echimydae ( Stachelratten ) zu zählen sind.
Wie auch immer, auch die Stachelratten tragen zwar das Wort -ratte im Namen, sind jedoch auch nicht mit den Ratten verwandt.
Dazu folgender Wikipediaauszug:
"Die Stachelratten (Echimyidae) sind eine Familie der Nagetiere aus der Unterordnung der Stachelschweinverwandten (Hystricomorpha). Die Familie umfasst 22 Gattungen mit etwa 100 Arten, darunter mehrere auf den karibischen Inseln ehemals vorkommende Arten, die inzwischen ausgestorben sind.
Die Biberratte oder Nutria zählt manchmal auch zu dieser Gruppe, meist wird sie jedoch in einer eigenen Familie, Myocastoridae, geführt.
Stachelratten sind in Mittel- und Südamerika beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet reicht von Mexiko bis Argentinien und Chile. Stachelratten sind im Vergleich mit anderen Stachelschweinverwandten Amerikas eher kleine Tiere.
Die meisten Arten erreichen eine Kopfrumpflänge von 8 bis 45 Zentimetern und ein Gewicht von 130 bis 800 Gramm. Sie ähneln äußerlich den Ratten, mit denen sie aber nicht ( ! ) näher verwandt sind.
Die Nutrias sind weder mit Ratten, noch Mäusen verwandt, noch das Ergebnis von Kreuzungen.
Verwandt sind sie mit den Meerschweinchen, was sich unschwer an der Kopfform erkennen lässt und sie existieren bereits seit 30 Millionen von Jahren auf der Erde.
Nein, schon aufgrund ihrer für Nagetiere außergewöhnlich langen Tragezeiten von 128-132 Tagen ist dies nicht möglich.
Die Tragezeit bei sowohl Wanderratten als auch Hausratten liegt bei 22-24 Tagen.
Demzufolge ist auch die Anzahl der möglichen Würfe pro Weibchen bei Ratten wesentlich höher. Bei Ratten liegt sie bei 6-8 Würfen pro Jahr, bei Hausratten bis 12 Würfe !
Nutrias dagegen schaffen es schon aufgrund der schon erwähnten langen Tragezeit ( 133 Tage , also 4,7 Monate )
nur auf 2,7 Würfe im pro Jahr.
Die Zahl der Jungen liegt dabei in der Regel
zwischen 1-5 Jungtieren ( maximal, aber selten 13 )
Und nein, Nutrias vermehren sich auch nicht „wie Kaninchen“, wie man hier nochmal genauer nachlesen kann.
Ja, die Raubtiere, denen vor allem die Jungtiere zum Opfer fallen, sind:
- Füchse, Greifvögel, Eulenarten, Wölfe, Marder, Fischotter, Mink, Störche,
- auch freilaufende Hunde und Katzen
- Hecht , Wels
- Krähen und Graureiher, die vor allem juvenile Tiere erbeuten (D.Scheide / S. Venturini)
- Das Klima, wie sehr harte Winter mit zugefrorener Wasserfläche und zugefrorenen Boden
- Nahrungsmangel
- Krankheiten
- Vergiftungen bzw Umweltgifte wie Pestizide
- Verluste durch Überschwemmungen bei Hochwasser
- und natürlich den Menschen durch Bejagung und Tötung ( legal und illegal ), durch Autoverkehr
Die Sterblichkeitsrate der Jungtiere ist im ersten Jahr besonders hoch und beträgt teilweise bis zu 80 %.
Die allgemeine jährliche Mortalitätsrate wird mit 60 - 80 % angegeben (LEBLANC 94) .
Aber, wie hier zu sehen gehören auch erwachsene Nutrias zu den Opfern.
Hier hat ein Fuchs ein Nutria erlegt. Dokumentiert von Luca Iancer .
Die ganze Fotostrecke zu sehen bei der Stazione biologica Isola della Cona.
Und hier auch noch einmal dokumentiert in einem Video aus Deutschland.
Ein weiteres Beispiel im Artikel : In der Fotofalle ( Italien ) ein Fuchs mit einem erlegtem erwachsenen Nutria
"La volpe cattura la nutria, il momento immortalato dalla fototrappola "
Fuchs mit erlegtem Nutria, aus einem Naturschutzgebiet in Italien ( Carpi )
https://www.facebook.com/oasilafrancesa/videos/274151900231121/
Ebenso ist der Mink ( amerikanische Nerz ), der inzwischen deutschlandweit anzutreffen ist, allerdings auch scharf bejagt wird, ein Feind der Nutrias. Auch von erwachsenen Tieren, wie im aufgeführtem Video zu sehen.
https://www.facebook.com/467866303378697/posts/1518049665027017/
Bilderstrecke Reiher und Nutria hier
Da Nutrias pro Tag 25% ihres Körpergewichtes an Nahrung aufnehmen müssen, verbringen sie zunächst einmal viel Zeit mit Fressen, all das was sie an pflanzlichem im Wasser und am Ufer finden. Dabei entfernen sie sich in der Regel nie weiter als 10 Meter vom Gewässer. Meist jedoch, halten sie sich in unmittelbarer Nähe des Gewässers auf, um bei Gefahr schnell genug im Wasser abtauchen zu können.
Wichtig, und viel Zeit verbringen sie auch mit der Fellpflege. Immer wieder wird das Fell geputzt und mit dem Sekret aus ihren Wangen und Afterdrüsen eingefettet, um so optimal im Wasser geschützt zu sein. Dies wird mindestens jedesmal praktiziert, wenn sie das Wasser verlassen, sehr akribisch und meist ungeniert, ob nun Zuschauer dabei sind oder nicht ;).
Da sie eher zu den gemütlichen Vertretern der Tiere gehören, wird auch viel ausgeruht und geschlafen. Oft dicht aneinander gekuschelt oder sie lassen sich einfach gemütlich im Wasser treiben. Manchmal wird auch miteinander gespielt, meist jedoch natürlich eher bei der " jüngeren Generation ".
Gemeinsame Fellpflege
entspanntes morgentliches Nickerchen
Wenn Nutrias nach einer für Nagetiere recht ungewöhnlich langen Tragzeit von 128-139 Tagen
(entspricht ca.4,7 Monate) auf die Welt kommen, sind sie bereits völlig behaart und sehend . Das Geburtsgewicht liegt zwischen 175-330 gr., wobei die männlichen Jungtiere meist schwerer sind. Auch schwimmen können sie vom ersten Tag an und nach wenigen Tagen sind sie in der Lage feste Nahrung zu sich zu nehmen.
Normalerweise werden sie bis zu 60 Tage von der Mutter gesäugt, sind aber, unter besonders günstigen Umständen, auch schon nach einer Woche in der Lage, ohne ihre Mutter zu überleben.
Mit ihren Geschwistern wird oft und viel spielerisch gerauft und die Umgebung erkundet. Aber auch die sorgfältige und so wichtige Fellpflege ( u.a. zum Einfetten des Fells ) wird schon von Beginn an betrieben.
In der freien Wildbahn meist nur ca. 3 Jahre,
in Gefangenschaft ist ein Alter von 10-12 Jahren möglich, aber auch eher selten. Meist liegt es dort nur bei 5-6 Jahren.
Abgesehen davon, dass Nutrias generell auch Wasserpflanzen auf dem Speiseplan stehen haben, kann man oft beobachten, dass sie ein Stück ihrer Nahrung vom Ufer mit ins Wasser nehmen und dann dort verzehren.
Dies geschieht zum einen, weil sie sich im Wasser sicherer fühlen, wo sie bei Gefahr schnell abtauchen können. Und zum anderen um teilweise dort die Nahrungsstücke anzufeuchten, um sie besser kauen zu können.
An Land dagegen nehmen sie die typische Fresshaltung ein, indem sie sich auf die Hinterbeine setzen, während sie mit ihren " Händen " die Nahrung halten. Diese Position erlaubt ihnen, bei Gefahr schnell flüchten zu können.
Als Beutetiere ist ihre erste Reaktion die Flucht, sofern möglich.
Meistens bzw. bevorzugt flüchten sie ins Wasser, in dem sie dort blitzschnell abtauchen. Deswegen wird man in der Regel auch Nutrias nur dort finden, wo entsprechender Wasserstand vorhanden ist, und aus diesem Grund halten sie sich bei der Nahrungssuche auch bevorzugt in unmittelbarer Gewässernähe auf.
Sie greifen nur an, wenn sie sich arg bedrängt fühlen und/oder keine Fluchtmöglichkeit haben oder Mütter, die ihre Jungen in Gefahr sehen und sie verteidigen möchten. Dies ist in keinsterweise als aggressives Verhalten zu bezeichnen, sondern ein völlig natürliche Reaktion unter Todesgefahr.
Nein, Nutrias sind in der Regel sehr standorttreu, selbst wenn die Bedingungen an ihrem Standort sich verschlechtern, wandern sie eher nicht ab.
Es wurde sogar schon von Nutrias erzählt, die aus Gehegen oder Farmen entkommen, dorthin aber wieder zurückgekehrt sind. ( Quelle: Die Nutria in Deutschland/ C.Biela )
Unter natürlichen Bedingungen bestehen in Argentinien die soziale Gruppen aus vielen erwachsenen und subadulten Weibchen, einem dominanten Männchen, zahlreichen rangniedrigeren erwachsenen und subabdulten Männchen und einer variablen Anzahl von Jungen (Guichon et al., 2003).
Die dominanten Männchen verteidigen aktiv ihr Gebiet und markieren es gegen das Eindringen von anderen Männchen (Gosling & Wright, 1994). (S.Venturini 2008)
In unseren Breitengraden, wo nicht so viele Nutrias anzutreffen sind, ist es in der Regel so, dass die Elterntiere zusammen mit ihren Jungtieren eine Familie/ soziale Gruppe bilden, die zahlenmäßig nicht so groß ist.
Nein, nur wenn diese in unmittelbarer Nähe zum Gewässer sind und dort keine ausreichende Vegetation vorhanden ist und dafür im Garten z.B. Gemüse etc. angebaut wird. (gedeckter Tisch sozusagen)
Dem kann aber schon mit Hilfe eines handelsüblichen Zaunes oder Mauer entgegengewirkt werden. Dieser muss auch nicht besonders hoch sein ( ca. 90 cm ), da Nutrias weder hoch springen, noch besonders gut klettern können und hilft auch gegen andere ungewünschte Besucher.
Nutrias fällen nicht, wie Biber, ganze Bäume.
Trotz ihrer kräftigen Zähne können sie nur Äste durchknabbern, die nicht dicker als 5 cm im Durchmesser sind. Sie verfügen nicht über eine Beisskraft wie der Biber.
Nur im Winter oder bei akuten Nahrungsmangel wird die Rinde von Bäumen angeknabbert, da sie auch wichtige Mineralstoffe erhält.
Dies stellt aber für die Nutrias in der Regel nur eine sogenannte Nahrungsergänzung dar, keine Hauptnahrung !
Zum Schutz haben sich spezielle Gitter und Manschetten bewährt, wie sie geläufigerweise auch gegen andere Tiere eingesetzt werden.
Tatsächlich wird den Nutrias manchmal von einigen vorgeworfen sie würden in einem Naturschutzgebiet Schäden anrichten. Oft ohne es konkretisieren zu können, oder basierend auf Vermutungen oder fraglicher, wenig stichhaltiger Untersuchungen.
Zwar fressen sie z.B. auch u.a. Röhricht, dies tun jedoch andere Tierarten auch ( wie z.B. Bisam und Gänse ).
Dazu passend folgende Aussage aus einem NATURA 2000 Gebiet Dümmer
„Über mehrere Jahre am Röhricht angebrachte Wildkameras zeigten, dass der Fraßdruck im Frühjahr überwiegend von Graugänsen ausgeht…“
Quelle http://nuvd.de/projekte/roehrichtentwicklung
( Siehe auch Blogartikel - Röhrichtrückgang )
Bei den Nutrias ist der Röhricht jedoch nicht wirklich der Hauptbestandteil ihrer Nahrung. Im Gegenteil, ihr Speiseplan umfasst eine Vielzahl Pflanzen und variiert sehr, je nach Saison, Bedarf und Umgebung.
( siehe auch Der Speiseplan der Nutrias )
Grundsätzlich ist es so, dass die Nutrias bei uns eine ökologische Nische ausfüllen, das heißt, sie stören und vernichten keine heimischen Arten.
Bisher wurde in Mitteleuropa noch nie eine heimische Art durch sogenannte Neozoen / Neophyten ausgerottet. Durch den Menschen allerdings schon eine Vielzahl. Im Gegenteil, ihre Anwesenheit kann auch sehr positive Effekte haben.
So verbessern sie die Wasserqualität , halten Uferbereiche von übermäßigem Bewuchs frei, wodurch sich wiederum seltene Vögel wieder ansiedeln können, Fischbestände erhöht werden und Prädatoren gefördert werden, wie z.B. Seeadler, Fischotter usw.
( siehe Gute Argumente für die Nutrias und Nutria und Stelzenläufer )
Und längst nicht überall werden sie als " problematisch " angesehen, wie Beispiele aus Münster zeigen:
"Im Stadtgebiet Münster ("Europareservat Rieselfelder Münster") leben Nutrias dagegen aufgrund des sehr guten Nahrungsangebots (enorme Bestände an Schilf, Rohrkolben etc.) in annähernd natürlichem Einklang mit der Umwelt. Die Schilfbestände müssen ohnehin im Rahmen von Gebietspflegemaßnahmen zum Aufhalten des natürlichen Verlandungsprozesses jährlich reduziert werden (Pelz et al. 1997)."
Quelle LANUV
Der Mensch maßt sich gerne an, immer in die Natur eingreifen zu müssen, in dem Glauben, nur ER könne beurteilen, welcher Zustand denn nun der ideale ist. Dabei ist die Natur aber so komplex und auch weitaus " erfahrener" ein Gleichgewicht, und somit einen " idealen " Zustand zu erhalten.
Der Störfaktor ist da der Mensch. Ein wenig mehr Gelassenheit statt hysterischer Beseitigungsaktionen wäre da vielleicht besser. Denn das weltweite Artensterben geht auf Kosten der Menschheit und ist nicht verursacht durch einzelne Tierarten. Auch wenn Mensch diese Ausrede gerne hätte und fremde Tierarten als "Problem" aufführt. Problematisch sind diese aber vor allem in örtlich begrenzten Habitaten, wie beispielsweise Inseln oder wenn in kurzer Zeit plötzlich viele Exemplare in einem Habitat auftreten.
Beides ist bei den bei uns seit Jahrzehnten lebenden Nutrias nicht gegeben und die Gefahr massenweiser Freilassungen aus Farmen, wie zu Zeiten des Einbruchs der Pelztierhaltung/ Vermarktung, auch künftig nicht vorhanden.
( siehe auch Gedanken über fremde Arten )
So klagen z.B. viele über die Wasserpest, eine Pflanze die Gewässer zuwuchert. Dann wird sie aufwendig und teuer vom Menschen entfernt. Diese Pflanze steht aber u.a. auch auf dem Speiseplan der Nutrias und könnte von diesen problemlos entfernt werden.
Meiner Meinung nach sollte ein Naturschutzgebiet ein Gebiet sein, indem die Natur VOR den Eingriffen des Menschen geschützt wird. Und nicht ein Gebiet, in dem man nur BESTIMMTE Pflanzen und Tiere haben möchte, denn so etwas ist in meinen Augen einfach nur ein botanischer Garten oder ein Tierpark bzw. wenn dort dann auch noch Tiere abgeschossen werden, ein Jagd-Safaripark...
Ein positives Beispiel wie gut Naturschutz, Arten und vor allem Vogelvielfalt, sowie reichlicher Röhricht und Schilfbestand zusammen mit Nutrias funktioniert sind die Rieselfelder Münster http://wp.biostation-muenster.org/. Ganz ohne die Bejagung der Tiere. Aber es gibt auch noch eine Vielzahl weiterer Beispiele.
So auch hier :
"Das mehr als 1.000 Hektar große Naturschutzgebiet in Brandenburg erwirbt die Heinz Sielmann Stiftung
im Jahr 2001. Fünf Seen gehören zu der Groß Schauener Seenkette.
Inzwischen leben dort viele vom Aussterben bedrohte Tierarten, darunter der Fischotter oder die Rohrdommel. Auch Nutrias sind dort Zuhause."
Quelle: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/heinz-sielmann-expedition-ins-tierreich-100~_imageNo-7.html
Und hier eine ausführliche Stellungnahme des Vogelschutzkomitees e.V. zur Anwesenheit der Nutrias
http://www.vogelschutz-komitee.de/index.php/neues/39-uncategorised/359-einwand-zur-art-nutria
🟠 Was übrigens den Nutrias als schädliches Verhalten angelastet wird,
wie eben das auch Fressen von Röhricht und anderen Uferrandpflanzen, nennt man, wenn es der Biber macht, „BIBERWIESEN“ .
Und lobt die natürlich auch dadurch entstehenden Biotopvielfalt.
Beim Nutria dagegen heißt es bei gleicher „ Tätigkeit “ sie würden damit alles gefährden. Und hinzu kommt, dass mittlerweile in vielen Regionen sowohl Nutria als auch Biber gemeinsam vorkommen.
Nein, es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege, oder Erwähnungen in der Fachliteratur oder von Experten, dass Nutrias einen schädlichen Einfluss auf irgendwelche seltenen Algenarten haben, die bei dieser Behauptung auch nicht näher bezeichnet werden.
Sie ernähren sich zwar auch von Algen, das machen allerdings viele andere aquatisch und semiaquatische Tiere auch, in zum Teil sogar grösserer Menge.
Zitat:
„In contrast with muskrats, algae is not an important component of the diet of the coypu ( Willmer et al)“
Quelle: Myocastor coypus, American Society of Mammalogist
Nein, Nutrias sind reine Vegetarier. Darauf ist auch ihr gesamtes Verdauungssystem ausgelegt. Zwar kann man auch schon mal Nutrias beim Muschel fressen beobachten, dies geschieht aber eher bei bzw. durch Nahrungsknappheit.
Es ist der Bisam, von dem bekannt ist, dass er eher auch Muscheln verzehrt.
Doch selbst bei ihm, der auch bereits seit Jahrzehnten hier etabliert und deutschlandweit verbreitet ist und zahlenmäßig die Nutrias um einiges übertrifft, ist sein Einfluss fraglich, wie widersprüchlich Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zeigen. Denn die schlechten ökologischen Zustände unserer Gewässer, Flussbegradigungen und sogenannte Gewässerpflegemaßnahmen durch den Menschen haben einen weitaus gravierendere Einfluss.
Und trotz der bereits seit 2000 von der EU verordneten Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässer, befinden sich diese auch heute noch in Deutschland überwiegend alle in einem schlechtem ökologischen Zustand.
Auch hier wären ausreichend breite Gewässerrandstreifen mit entsprechender Vegetation vorteilhaft. So wie sie bereits seit Jahren gefordert werden.
( siehe auch >> Der Speiseplan der Nutrias )
Zu den diversen Ursachen für den Rückgang der Muschel als Beispiel folgender Link
https://schleswig-holstein.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/05224.html
Und nicht erst seit kurzem sind die Bestände gefährdet, wie folgender Artikel aus 2009 zeigt
https://www.merkur.de/lokales/regionen/schuld-muschelsterben-127646.html
Der Bitterling ist eine Fischart, die zu ihrer Fortpflanzung u.a. die Teichmuschel nutzt. Diese ( die Teichmuschel ) steht gelegentlich auf dem Speiseplan der Nutrias, wird aber von vielen anderen Tieren auch als Nahrung genutzt und kämpft bereits seit Jahrzehnten, Dank des Menschen, gegen eine Vielzahl weiterer dezimierender Einflüsse.
Der Bitterling selbst gehört eigentlich streng genommen zu den nichtheimischen Arten, ist eine sogenannte Neozoe.
Zitat:
"Mit einer Einbürgerungsgeschichte nach 1492 – dem artifiziellen Schwellenjahr zur Abgrenzung neozoischer Arten von Archaeozoa und indigenen Arten (KINZELBACH 1996, KOWARIK 2003) – wäre der Bitterling in weiten Teilen Deutschlands, außerhalb der Einzugsgebiete von Donau und Rhein, als nicht einheimische Fischart zu betrachten. "[*]
Setzt man sich hier also, gerade im Zusammenhang mit den Nutrias ( ebenfalls als Neozoe klassifiziert ) , so für den Bitterling ein, mutet es doch schon sehr seltsam an.
Man fordert eine Bekämpfung/ Tötung einer "fremden Art", weil sie angeblich eine "weitere fremde Art bedroht".
Denn auch der Bitterling "kämpft" mit der menschengemachten Umweltzerstörung. Zumal noch strittig ist, ob der Bitterling nicht sogar auch als invasive Art zu bezeichnen wäre.
Zitat:
"Ist der Bitterling eine invasive Art?
Vorerst nicht! Untersucht wurde die Art unter diesem Aspekt allerdings auch noch nicht. "[*]
Vielmehr erscheint es auch hier, man würde krampfhaft nach Gründen suchen, warum man die Nutrias als schädlich bezeichnen sollte und somit eine Tötungsberechtigung hätte.
[*]Der Bitterling Rhodeus amarus – ein Problemfisch für den Artenschutz? /
DR. C. WOLTER/ Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Nein, es gab zwar schon Vorwürfe seitens der Medien, Nutrias würden den Fuchsbandwurm übertragen, hier ist aber anzunehmen, daß die Verfasser bei der Recherche die Nutrias mit dem Bisam verwechselt haben ( Biberratte mit Bisamratte ).
Nutrias stellen lediglich einen Fehlwirt ( wie der Mensch ) für den Fuchsbandwurm dar, können ihn aber nicht weitergeben bzw. ausscheiden.
"Untersuchungen in Deutschland, dass die Nutria ein weiterer Wirt für den Fuchsbandwurm darstellen könnte, zeigten dafür keine Bestätigung.
Hingegen war der Befall beim Bisam signifikant höher. Dies lässt sich möglicherweise systematisch erklären, da die Nutria zur Familie der Myocastoridae zählt und der Bisam zu den Arvicolidae, die in Europa die Hauptgruppe der Zwischenwirte von Echinoccocus multilocularis darstellen. (HARTEL ET AL. 2004)."
Quelle:
Daniel Scheide / Ökologie,Verbreitung, Schäden und Management von "Myocastor coypus" in Deutschland im internationalen Vergleich / 2012
Ab und zu hört noch man die Meinung, die Nutrias würden die wieder in Deutschland eingeführte Biberpopulation gefährden. Dem ist aber nicht so. Was auch die in den letzten Jahren zu beobachtende Zunahme an Biberbeständen in Regionen bestätigt, die bereits von Nutrias besiedelt sind.
Biber und Nutrias leben friedlich in ihrem Habitat nebeneinander. Allenfalls zwischen Nutria und Bisam gibt es Konkurrenz und an vielen Orten verdrängen die Nutrias die Bisamratten, nicht aber die Biber.
hier geht es zu einem entsprechenden Artikel von Prof. Zahner
Beispiel:
Ergebnisse der Biberbeobachtung Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe 2019/2020
„Die Naturwacht konnte nicht feststellen, dass Biber von Nutrias negativ beeinflusst werden.“
Update 2020:
Neuere Beobachtungen bestätigten sogar ein gemeinsames bewohnen der Höhlen von Biber und Nutria.
Und nicht nur das, zogen die Biber weg, verließen auch die Nutrias die Höhle.
Wie in Wikipedia seit neuestem vermerkt, sollen Nutrias angeblich dem Autoverkehr schaden.
(Zitat: " die entstehenden Einstürze im Erdreich können auch den Autoverkehr gefährden ")
Außer einem Verweis auf ein Politikjournal für Niedersachsen ( 2018 ) finden sich dazu leider keinerlei nachprüfbare belastbare Nachweise oder Verweise. Vermutlich handelt es sich hier wohl wieder einmal nur um eine Behauptung.
Denn in der Regel sind die Höhlen der Nutrias nie länger als 2-3 Meter, max. 6 Meter. Die Eingänge der Höhlen ( sofern sie überhaupt welche nutzen ) , die oberhalb des mittleren Wasserpegels liegen, befinden sich immer unmittelbar am Gewässerrand und bestehen aus einer einfachen Röhre, die in einen Kessel mündet.
Jedoch findet man eher selten verkehrsmässig genutzte öffentliche Strassen, die so nah am Gewässer gebaut sind. Und wenn, sind bzw. sollten diese perse schon aufgrund natürlicher Errosion mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gebaut sein.
Vielmehr ist es doch so, das die Strassen teilweise sowieso schon in miserablen Zustand sind, forciert durch die Tatsache der heutzutage immer schwerer werdenden Gefährte ( schwere Landmaschine, Zunahme LKW-Verkehr, schwere Privatfahrzeuge ) und durch Klimawandel ( Hitze ) bedingte Schädigungen.
Vielleicht sind da nun auch Strassenbauämter auf der Suche nach einem Sündenbock.
und es gibt auch noch ...