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Bejagungen sind sinnlos

Bejagungen sinnlos nutria-info.com

So das Ergebnis der Nutria Konferenz Parma 2015


nutria - l'uomo - l'ambiente

Über das Ergebnis der technisch-wissenschaftlichen Konferenz " la nutria, l'uomo e l'ambiente

( Nutria, Mensch und Umwelt ) 2015, Universität Parma ( Italien ), Abteilung wissenschaftliche Veterinärmedizin

 

Aus dem Artikel in -il Piacenza - vom 20.5.2015

 Übersetzung A. Di Monaco

 

 

Streitfrage NUTRIA ,

Wissenschaftler und Veterinäre stimmen der ENPA zu :  

" BEJAGUNGEN SIND SINNLOS "

 

Die Referenten ( Wissenschaftler und Veterinäre ), die an der vor kurzem stattgefundenen öffentlichen Konferenz in Parma über die " Streitfrage Nutria " zusammen mit der Universität Parma, der Präfektur, der Genossenschaft für Wasserbewirtschaftung Parma, und der Interessenvertretung der landwirtschaftlichen Familienbetriebe teilnahmen, haben mit unumstößlichen wissenschaftlichen Argumenten erklärt: " Die Bejagung ist völlig nutzlos für das Wildtiermanagement. Aus diesem Grund brauchen wir heute mehr denn je eine Trendwende."

 

Am Treffen nahm auch der ENPA ( Ente nazionale protezioni animali / nationale Tierschutzbehörde ) mit Lella Gialdi teil, Rätin der ENPA und Kammerpräsidenten von Parma, die ihre Anerkennung zu dem Stand der Arbeiten zum Ausdruck bringt. "Wir freuen uns - kommentierte Gialdi - über das Ergebnis der Sitzung, weil in einem Klima der uneingeschränkten Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Veterinären mit den falschen und zum Teil fantasievollen Vorstellungen aufgeräumt wurde, also mit Vorurteilen, die das Ergebnis eines fehlenden Wissens und unkorrekter Informationen waren. Wissenschaftler und Veterinäre haben auch präzisiert, welche Rolle diese Tiere im Ökosystem einnehmen, dass sie viel zu schnell als Verursacher der Probleme unserer Region beschuldigt werden und wie sinnlos der Krieg gegen diese Arten ist, die unter den Folgen eines falschen menschlichen Verhaltens und des Landraubes leiden.

 

"Es ist an der Zeit für alle, die Strategie zu ändern - fügte sie Rätin der ENPA hinzu - und umweltfreundliche Verfahren anzuwenden, wie die Sterilisation oder die Anbringung von Gittern gegen die Nutrias, aber auch, und vor allem, den Ufern mit einem Gefälle eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, die viel zu oft völlig kahl sind ( also frei von Vegetation ) bzw. die Wiederherstellung von Habitaten und einer qualitativen Landwirtschaft im Einklang mit der Wissenschaft und mit den vielen, heute in der Sitzung vorgestellten positiven Projekten. Wir müssen genau dort mit dem Schutz der Gebiete beginnen, die sehr stark durch intensive Landwirtschaft betroffen sind."

 

Eine Position, die der Tierschutz unterstützt und seit langer Zeit fördert: "Jahrelang hat man versucht den Landwirten glaubend zu machen , dass die einzig mögliche Lösung für angebliche Schäden durch Wildtiere die Bejagung der Tiere sei - sagt Andrea Brutti, Abteilung Wildtiere ENPA - aber unserer Meinung nach ist es eine Vision, die absichtlich geschaffen wurde, nur um Landwirten eine Art "Antwort", wenn auch ziemlich irreführend, zu geben und auch die Jägerschaft zu befriedigen, viel zu oft mit dem Wildtiermanagement beauftragt.

Es reichte also aus, Tiere zu beschuldigen und Verleumdungskampagnen gegen sie zu starten; es ist aber notwendig ethisch vertretbare Lösungen zu finden, wissenschaftlich fundiert und und zeitgemäß.

 

So sagten und demonstrierten es auch die teilnehmenden Wissenschaftler , und unterstrichen, dass man auf dem eingeschlagenen Weg der Bejagung keine zufriedenstellende Ergebnisse erzielen kann, eine Praxis, die auch von der EU aufgegeben wurde, weil sie völlig nutzlos ist um der Anwesenheit der Tiere in dem Gebiet zu begegnen.

 

Das Töten bringt nichts: die Erfahrung bzw. Praxis aus über 20 Jahren "selektivem" Tötens lehrt uns, dass schlussendlich der Zeitpunkt gekommen ist, uns auf die einzig wirklich wirksamen Methoden zu konzentrieren, die ökologischen und gewaltfreien". 

Nutria am Ufer

Zitate aus der Fachliteratur/ Wissenschaft zum Thema


◻️ "Im Allgemeinen regulieren die Nutrias ihren Bestand von selbst, auf der Grundlage der Umweltressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, und neigen zum ökologischem Gleichgewicht im Verhältnis zu der Tragfähigkeit des Territoriums. " 

Samuele Venturini ( Biologe/ Costorologe )

 

◻️ "It should be noted that, apart from small isolated populations, the effects of control at a population level are usually very limited, as a consequence of the immigration and of the capability of the coypu to increase its productivity when density decreases. " 

Linee guida per il controllo della Nutria (Myocastor coypus)  / R.COCCHI e F.RIGA

Nature Conservation Service of the Italian Ministry of Environment and the National Wildlife Institute


weiterer Verweis hier

Control of a coypu Myocastor coypus population in northern Italy and management implications

R.COCCHI,F.RIGA 2007



◽️ "This also suggests that coypu populations would show a remarkable ability to recover from the heavyhunting pressure ..."

Reproductive ecology of coypu/ Courtalon et al. 2015

Brasilian Journal of Biology

http://www.scielo.br/scielo.php?script=sci_arttext&pid=S1519-69842015000100006


◻️ "Bei Versuchen im Emsland konnte nachgewiesen werden, dass die Verfolgung und der Fang von Bisams keine Dichte korrigierende Wirkung zeigt. Denn Bisams können, genau wie Nutrias, auf erhöhte Fangzahlen mit erhöhter Reproduktionsrate reagieren. So ist eine Verfolgung auch bei Bisams nur in bestimmten Problemgebieten ökonomisch sinnvoll (SCHÜRING 2010). ... "

 

" ...während sie (Nutrias) in Niedersachsen 2001 aufgenommen wurde. Dort hat sich bereits nach nur sieben Jahren die Jagdstrecke mehr als versechsfacht. ..."

Daniel Scheide

Ökologie, Verbreitung, Schäden & Management von " Myocastor coypus" in Deutschland im internationalen Vergleich/ 2012

 

 

◻️ "During our study, we did not find any seasonal differences in the birth rate among Louisiana nutria, although it did tend to increase after hurricanes, severe storms, freezes, and very hot weather, and during periods of drought (see the graph below) . ... "

James Evans

U.S. Department of the Interior Bureau of Sport Fisheries and Wildlife

About Nutria and their control / 1970


◽️ "... Aim of this study is to collect all information about the species in object, from anatomical and physiological knowledge, to reproductive and ethological features. To do that we used, whenever possible, scientifically reliable papers. Then, 

it has been explained the reason why eradication isn’t useful and, finally, we showed and analyzed many different solutions focused on environment and animals management, direct to an environmental regeneration and a numerical containment of nutria population."


Ricerca di Soluzioni sostenibili per il controllo numerico della populazione / C. Marchetti 2012

Università di Parma-Facoltà di Medicina Veterinaria


Ähnliche Tierart - gleiche Feststellung


Bejagungen sinnlos -

Gilt auch für den Bisam ( Ondatra zibethicus ) , der sich hier den Lebensraum mit dem Nutria teilt und inzwischen deutschlandweit und zahlenmäßig im größeren Umfang verbreitet ist. 

Bekannt unter dem Namen Bisamratte, nicht zu verwechseln mit Biberratte ( Nutria ). Er ist auch, da aus Nordamerika stammend, wesentlich besser an unser Klima angepasst, wird aber in der Regel durch die Anwesenheit der Nutrias aus seinem Territorium vertrieben bzw. reduziert.

Aus

On the efficiency of muskrat (Ondatra zibethica) control from trapping data ascertained in Bremen

H.-J.Pelz/ Institut für Zoologie/ 1990

 

Abstract

◽️ " .... An analysed of trapping data from the State of Bremen was conducted to check whether trapping has any significant impact on muskrat population dynamics.

Neither high trapping numbers nor a particular high trapping success in spring did influence the abundance dynamics of Ondatra zibethica.

Density calculations demonstrated that the annual loss due to trapping was smaller than the number of naturally surplus individuals.

An extensive population reduction as it is aimed for the current control measures can not be achieved in this way. A change of muskrat control strategy towards an exclusive protection of most sensitive areas is discussed "


AGRIS-Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO)

Zitat:

„ …das Ergebnis einer Studie des Münchner Zoologen Josef Reichholf. Der Wissenschaftler untersuchte die Bestandsentwicklung der Bisamratte am Inn - einmal auf deutscher Seite, wo diese Tiere gejagt werden, und einmal im österreichischen Flussabschnitt, wo sie von der Jagd verschont bleiben. 

Die Untersuchung zeigte, dass es im Jagdgebiet deutlich mehr Bisamratten gibt. …“

Aus 

https://www.sueddeutsche.de/wissen/streit-um-die-jagd-befriedigung-der-mordlust-1.490805


Aus der aktuellen Praxis


BEISPIELE

Aus einer Mitteilung des Senats Bremen 2019


Zitat:

Erfolge im Zurückdrängen der Gesamtverbreitung der Nutrias können allerdings durch Bejagung nicht erzielt werden, lediglich im „Objektschutz“ zum Beispiel für Deiche und andere Hochwasserschutz- oder wasserwirtschaftliche Anlagen sowie zur Ausdünnung der Bestände.“ Zitat Ende


https://www.bremische-buergerschaft.de/dokumente/wp20/land/drucksache/D20L0163.pdf



Anmerkung:
Dieser Objektschutz ist allerdings auch problemlos, und vor allem nachhaltiger, über unblutige Wühltierschutzmaßnahmen zu erreichen. Z.B.:
- entsprechende Gestaltung der Ufer und Deiche,
- Pufferzonen,
- spezielle Gitter etc, pp.

Eine, wie genannte Ausdünnung der Bestände, findet angesichts der bekannten Erhöhung der Reproduktionsrate durch Bejagung ebenfalls nicht statt. 

>> Denn die Jagdstatistiken zeigen eben jährlich steigende Strecken ( Zahl der getöteten Tiere ) !
==============================================================

Und damit zwangsläufig verbunden, jährlich steigende Kosten, da hier, wie auch woanders, u.a. sogenannte Schwanzprämien pro erlegtem Tier gezahlt werden. Ebenso wie Zuschüsse etc gezahlt werden.
( siehe oben Ergebnis auch der Nutria Konferenzen in Italien nach mehr als 25 Jahren Erfahrung )

weitere Nachteile der Bejagung

Störung


Eine Bejagung der Nutrias kann niemals ohne Störung im jeweiligen Habitat verlaufen. Und gerade bei einer ganzjährigen und intensiven Bejagung nicht.

Bejagt werden die Nutrias u.a. mit Lebendfallen, per Abschuss, mit Stöberhunden oder der Baujagd.

Teilweise sogar noch mit Totschlagfallen.

 

Bei jeder Aktivität der oben genannten Vorgehensweisen wird das betreffende Habitat durch Lärm ( Abschuss und Hunde ) gestört und Begehung ( zum Aufstellen, Kontrollieren und Töten der in Fallen gefangenen Nutrias ) .

Alleine diese regelmäßigen und häufigen Störungen könnten ein Auslöser sein, dass so mancher Wasservogel beispielsweise, sich entschließt doch lieber woanders zu brüten.

Die Frage ist allerdings wo ? Wenn flächendeckend bejagt wird. Denn selbst Naturschutzgebiete sind von den Bejagung nicht ausgenommen. 

 

Hinzu kommt auch immer wieder die grosse Gefahr des unerwünschten Beifangs in den Fallen, wie z.B. Fischotter und Biber, zwei besonders geschützte Arten, aber auch Wasservögel wie Blässhühner. Diese können dadurch verletzt und zum Teil auch getötet werden.

 

Interessanterweise kommen gerade von Jägerseiten oft Vorwürfe, Nutrias würden angeblich diverse Wasservögel, namentlich auch Blässhühner, "stören" und so Bruterfolge zunichte machen.

Nun, die jaglichen Aktivitäten stören hier ebenso, vor allem da ohne Schonzeiten, aber vor allem werden durch die Fallen unter Umständen, wie oben schon erwähnt, auch Vögel getötet. 


Auch im Sinne des allgemeinen Artenschutzes ist hier die Bejagung der Nutrias kontraproduktiv.

Zur "Ausrottungskampagne" in England


Viele Kritiker erwähnen auch oft die erfolgreiche Ausrottung der Nutrias in England. 

Diese kann aber keinesfalls als Beweis oder Beleg dienen, denn

 

- es handelte sich um ein abgegrenztes Habitat ( Insel )

- spezielles, für eine Bejagung vorteilhaftes Wasserwegenetz

- die Maßnahmen waren sehr umfangreich, Kosten und Zeitintensiv

- man hatte in diesem Zeitraum 2 aufeinanderfolgende strenge und harte Winter (perse ein Todesurteil für die Nutrias) 

 

Offiziell hieß es 1989 England sei frei von Nutrias. Doch immer wieder gab es seitdem Gerüchte und Meldungen über Sichtungen. Und es scheint inzwischen klar zu sein, sie sind nach wie vor auf der Insel zu finden. 

 

>> The Curious Tale of the “Giant Guinea-Pigs”

https://mysteriousuniverse.org/2016/01/the-curious-tale-of-the-giant-guinea-pigs/

 

 

Interessanterweise wird nun ( 2020 ) der Biber ganz offiziell wieder in England ( erfolgreich ) angesiedelt. 

Für den Hochwasserschutz. Eben weil natürlich gestaltete Ufer u.a. diese Vorteile bringen. Aufgrund des Klimawandels mit vermehrten Starkregenfälle ein aktuelles Problem.

 

 

>> Thema Artenschutz Nutria


Zitat:
"Informationen zum Artenschutz / Nutria ( Umweltbundesamt 2019 )
————————————————————————————————————

Der europäische Bestand sichert die Art, die im Herkunftsgebiet Südamerika lokal schon ausgerottet ist. 


Dadurch, dass Nutria in manchen Bundesländern dem Jagdrecht unterliegt, obliegt dem Jäger auch die Hege des Bestandes."

 

https://www.umweltbundesamt.de/nutria-sumpfbiber#textpart-10

 

weitere Infos


zu einem Videomitschnitt ( italienisch ) der kompletten Konferenz von 2013 in Treviso

 

Nutrias : sympathische Nager oder Naturkatastrophe ?


❗️❗️ andere Lösungen sind möglich ...
Für eine nachhaltige Bestandsregulierung z.B. eine Sterilisation der Tiere 

Zitat aus einem Artikel ( 2019 ) zum Stand der minimalinvasiven Sterilisation der Nutrias:

 

„Mitzy Mauthe von Degerfeld and Giuseppe Quaranta, professors in veterinary sciences at the CANC (Non-Conventional Animal Center) of the University of Turin have no doubts: the nutria management plan through humane intervention is going to be a huge success.

The pioneering project, the first of its kind in Europe, supported by the Metropolitan City of Turin and is currently in its third phase. 

 

It is not only achieving its goal, but it has also the potential to become a reference model for other cities in Italy and around Europe.

...

Furthermore, the project is fully in line with European Union (EU) regulations on invasive alien species (the IAS regulations) ...“

 

https://animalpeopleforum.org/2019/04/23/laparoscopic-sterilization-invasive-nutria/

weitere Infos dazu hier
Anmerkung :
🔹 Es ist durchaus auch EU konform, entgegen weit verbreiteter Meinung, die Tiere im Rahmen der Sterilisation unter bestimmten Voraussetzungen auch umzusiedeln.
mehr Infos, sowie Schriftverkehr
Zur nachhaltigen Vermeidung/ Eindämmung von Schäden an Ufer, Dämme und Deichen

- Schadensanalysen und Berücksichtigungen der vielfältigen Ursachen von Schäden
- ausreichend breite Gewässerrandstreifen
- andere Gestaltung der Ufer
- Berücksichtigung des Gefälles
- Verbauen von Gittern und anderen bereits bekannten und bewährten Schutzvorrichtungen
- Renaturierungen
- Deichrückverlegungen etc pp.
weitere Infos dazu hier
Mehr zum Thema Bejagung auch im Blog
sowie im Artikel
260223
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