links ein Nutria aus Südamerika - rechts ein Bisam aus Nordamerika
Wer hat sich nur diese Namen ausgedacht ?
Zwei verschiedene Tierarten
Also salopp gesagt sind die Nutrias Riesenmeerschweinchen und Bisame Riesenmäuse
Wie sich die beiden optisch unterscheiden, kann man hier nachlesen
Achtung auch bei offiziellen Publikationen, Broschüren, Merkblättern von Behörden und Studien
Auch hier werden Nutria und Bisam gerne mal verwechselt. Sowohl bei bildlichen Darstellungen als auch um Text bzw Beschreibungen.
Und leider, um es noch komplizierter zu gestalten, werden in manchen Studien beide Tierarten bzgl diverser Fragestellungen gemeinsam behandelt.
Dabei sind Nutrias und Bisame eben zwei verschiedene Tierarten, auch wenn sie sich ähnlich sehen, biologisch, ökologisch und epidemiologisch klar zu unterscheiden.
Wissenschaftlich korrekt wäre es, Nutria und Bisam getrennt in Studien zu betrachten, wenn es um Fragen der Krankheitsübertragung, ökologischen Auswirkungen oder auch Managementmethoden u.a. geht.
Überträgt man einfach Erkenntnisse über Bisame auf Nutrias (oder umgekehrt), verfälscht man Ergebnisse.
Auch kommt es zu eben unnötigen Verwechslungen. Wie beispielsweise der Aussage, Nutrias würden den Fuchsbandwurm übertragen, dabei ist es der Bisam.
Zitat
„ Untersuchungen in Deutschland, dass die Nutria ein weiterer Wirt für den Fuchsbandwurm darstellen könnte, zeigten dafür keine Bestätigung. Hingegen war der Befall beim Bisam signifikant höher.
Dies lässt sich möglicherweise systematisch erklären, da die Nutria zur Familie der Myocastoridae zählt und der Bisam zu den Arvicolidae, die in Europa die Hauptgruppe der Zwischenwirte von Echinoccocus multilocularis darstellen. (HARTEL ET AL. 2004)."
Quelle:
Daniel Scheide / Ökologie,Verbreitung, Schäden und Management von "Myocastor coypus" in Deutschland im internationalen Vergleich / 2012
mehr dazu auch hier
https://www.nutria-info.com/wissenswertes/fragen-und-vorurteile/quellen-fuchsbandwurm/
Seriöse Bewertungen bzw Studien erfordern eine objektive, nach Art getrennte Betrachtung.
An der Objektivität kann man durchaus manches mal zweifeln, da viele Studien durch Verbände initiiert und teils finanziert werden, die eigentlich eher nach Argumenten für Bejagungen suchen als nach Argumente der Einstellung einer Jagd oder Schonzeiten. Dies ist bei anderen Studien zu anderen Tierarten ja auch durchaus bekannt.
(Beispiel „ZOWIAC - Warum Jagdverbände ein Projekt der Goethe-Universität unterstützen”
https://www.wildtierschutz-deutschland.de/single-post/zowiac-invasive-arten-jagdverband )
Wie man sieht, das Thema Verwechslungsgefahr betrifft bei Weitem nicht nur „Laien“.
Verwechslungsgefahr auch bei den Behausungen
Und nicht nur die Tiere selbst werden verwechselt, auch regelmäßig deren Bauten.
Die ja durchaus zusätzlich auch noch von andere Tierarten stammen können, da es ja zahlreiche Tiere gibt, die sich den gleichen Lebensraum teilen.
Denn auch diese unterscheiden sich, denn Bisame sind Nesthocker, Nutrias dagegen Nestflüchter.
Die Jungen der Nutrias kommen bereits behaart und sehend auf die Welt und verlassen in der Regel an Tag eins schon ihr Nest bzw Höhle.
Die Notwendigkeit von umfangreichen und sicheren Bauten für längere Zeit ist bei den Nutrias also nicht so gegeben wie bei den Bisamen, wo die Jungen eben s.g. Nesthocker sind, die nackt, blind und hilflos zur Welt kommen und erstmal einige Wochen auf den Schutz eines sicheren Baus angewiesen sind.
Ein vielleicht guter Verwechslungsvergleich wären zum Beispiel Wildkaninchen und Feldhasen. Auch zwei verschiedene Tierarten. Mit verschiedenen Bedürfnisse und Lebensweisen ( Kaninchen = Bau, Feldhase = Sasse im Feld bzw auf der Wiese.
Kompliziert machen es hier dann aber die Nutrias, weil sie so gemütlich sind und bevorzugt Höhlen anderer Tiere nutzen, statt selber zu graben.
Fazit
Man sollte also auch diverse Veröffentlichungen und Verlautbarungen immer mit Vorsicht genießen !
Für die Zukunft kann man sich jedenfalls nur wünschen, dass man sich zumindest von offiziellen Stellen her bemüht, diese Tiere entsprechend differenziert zu betrachten und nicht alle in einen Topf zu werfen, nur weil man eben beide „am liebsten loswerden” möchte.
