· 

Nutria Jagd Bremen

Nutria Nahaufnahme

Ganzjährige Bejagung ohne Schonzeit plus Aufhebung des Muttertierschutzes

In Bremen ist seit kurzem die ganzjährige Bejagung der Nutrias erlaubt. 

Gefordert von den Jägern


Gefordert wurde dies nicht von irgendwelchen EU-Verordnungen, nicht von Umweltministerien, nicht von Naturschützern, nicht von Deichverbänden, sondern von der Jägerschaft. 

 

Mit langer Vorbereitungszeit und natürlich scheinbar krampfhaftem Suchen nach Argumenten.
Und man hat diesen intensiven Abschuss schon gefordert, als teilweise noch garkeine Nutrias gesichtet wurden !
Den Bisam kannte und kennt man schon seit langem in Bremen. Aber der ist für Jäger eher weniger interessant, da er ja viel kleiner ist, scheuer und eher unter der Würde eines Jägers steht. Schließlich will man nicht als Schädlingsbekämpfer gesehen werden. 
Die Jäger betonen ja auch immer wieder gerne ihre waidgerechte, also leidensvermeidende Jagd. Aber beides wird hier kurzerhand über Bord geworfen. 
Denn vehement gefordert wurde nicht nur der rigorose ganzjährige Abschuss, sondern auch die Aufhebung des Muttertierschutzes. 
Korrekterweise muss man sagen, dass es vielleicht nicht die gesamte Bremer Jägerschaft ist, die so denkt, da sich vor allem eine Person besonders hevorgetan hat, im Kampf gegen die Nutrias. Aus welchen Gründen auch immer. 
Und da die Jäger eine gute Lobby, Verbindungen und Einfluss haben, wurde dem " Wunsch " entsprochen.
Obwohl man eigentlich aus der Vergangenheit und Erfahrung mit dem Bisam wissen müsste, dass Bejagungen "sinnlos sind."
Zitat
"Bei Versuchen im Emsland konnte nachgewiesen werden, dass die Verfolgung und der Fang von Bisams keine Dichte korrigierende Wirkung zeigt. Denn Bisams können, genau wie Nutrias, auf erhöhte Fangzahlen mit erhöhter Reproduktionsrate reagieren. So ist eine Verfolgung auch bei Bisams nur in bestimmten Problemgebieten ökonomisch sinnvoll (SCHÜRING 2010). ... " ( Die Nutria/ D. Scheide )
 

Die sogenannte Öffentlichkeitsarbeit


Da die Verkündung dieser ganzjährigen Bejagung bisher auf wenig Verständnis in der Öffentlichkeit traf, wird nun auf sämtlichen Kanälen gegen die Nutrias gehetzt. 

 

In gewohnter Manier. Vom Käseblatt und Lokalsendern bis hin zu n-tv. Wie man es schon aus Niedersachsen kennt. 

Offiziell heißt es natürlich nicht "Hetze" oder Hexenjagd, sondern "Öffentlichkeitsarbeit". 

Dem noch normal denkendem Menschen muss verständlich gemacht werden, warum jetzt unbedingt eine weitere Tierart massiv bejagt werden muss und am besten ausgerottet. 

 

Und schließlich " stimmt " ja alles, was die Medien verkünden. Dass sich manch Aussage sogar schon innert weniger Minuten Recherche wiederlegen lassen, interessiert heutzutage in der Regel weder Journalisten, noch Leser/ Zuschauer. Manches bedarf zugegebenermaßen "Dank" massiver Verbreitung von Falschaussagen intensiverer Recherche und auch mal internationaler.

 

Aber in Zeiten, wo auch andere wissenschaftliche Fakten schlicht ignoriert werden, ist das Thema Nutria nur eines von leider sehr sehr vielen.

schwimmendes Nutria

Kurzer Faktencheck zur Hetzkampagne gegen die Nutrias in Bremen


" Die Nutrias vermehren sich explosionsartig ! "

 

Derzeit findet in Deutschland noch nirgendwo ein seriöses und verlässliches Monitoring der Nutrias statt. Bekannt sind lediglich die Abschusszahlen, die tatsächlich gestiegen sind.

Allerdings werden die Nutrias auch seit ein paar Jahren vermehrt bejagt. Aus verschiedensten Gründen, wie z.B. fehlendes Niederwild, einfach zu erlegende Tierart, lukrativer Nebenverdienst durch die Schwanzprämie ( sozusagen Kopfgeld ) und noch viele weitere Gründe.

Angemerkt sei auch, dass auch bei dieser Tierart eine Bejagung die Reproduktionsrate erhöht.

 

" Nutrias haben bereits ganze Deiche durchlöchert "

 

Ohne stichhaltige Belege ist und bleibt das zunächst eine Behauptung. 

Zweifel sind angebracht, da die Erfahrung zeigt, dass immer wieder schlichtweg falsches behauptet und geschrieben wird. 

Imposante, aussagekräftige Beispiele fehlen selbst in den Videoberichten, wo oft nur irgendein Loch im Boden, oder Schaden am Ufer gezeigt wird, dessen Verursacher entweder irgendein anderes Tier sein könnte, natürliche Erosion oder falsche Instandhaltung. Dagegen kann man in ausnahmslos jedem Videobericht sehr schön die fehlenden Pufferzonen/Gewässerrandstreifen sehen.

Selbst Anfragen an die jeweiligen Regierungen ergaben, dass Schäden an Deichen explizit durch Nutrias nicht bekannt sind. Selbst in Niedersachsen, wo es zahlenmäßig vielleicht (man zählt ja wie schon erwähnt nur die getöteten) die meisten Nutrias gibt, nicht. 

Fakt ist, dass in der Praxis und der Regel seltens Schadensanalysen durchgeführt werden, sondern neuerdings pauschal Nutrias als Verursacher von Schäden aufgeführt werden. Besonders wenn man wie hier, gerade eine Bejagung vor der Öffentlichkeit rechtfertigen möchte.

 

Ein entfernter Deich ist kein Lebensraum für die Nutrias ( und ein entfernter Deich ist übrigens auch der beste Hochwasserschutz, denn nicht umsonst wurden und werden in den letzten Jahren überall immer mehr Deiche rückverlegt )

 

*******

!! Noch zwei erwähnenswerte Infos bzgl der Deiche in Bremen !!

 

Seit Jahrzehnten wird schon der Bisam in Bremen bejagt mit der Begründung der Schädigung an Deichen.

 https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteile_artikel,-Bisams-gehts-an-den-Pelz-_arid,380421.html 

Der, wie nicht nur wissenschaftliche Literatur beschreibt, sondern auch die Praxis immer wieder bestätigt, durch die Nutrias verdrängt wird.

 

 

Seit der Weservertiefung treten überall vielfältige Schäden auf. Uferschäden, Deichschäden, Verschlammungen usw usf.

https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-Weservertiefung-fuehrt-zu-Problemen-_arid,394163.html

 

" Nutrias richten Schäden im Ökosystem an "

 

Falsch. Grundsätzlich füllen diese Tiere nach Expertenaussagen eine s.g. ökologische Nische aus

D.h. sie verdrängen keine heimische Tier und Pflanzenart. Bisher gibt es auch keine stichhaltigen und aussagekräftigen Untersuchungen dazu, dass Nutrias hier in Deutschland je alleine für den Rückgang einer Art verantwortlich wären.

Der größte und gravierendste Faktor für den Rückgang von Arten ist und bleibt der Mensch. Das trifft auch auf Arten wie Röhricht und Muscheln zu.

 

Vielmehr erscheint auch hier oft der Eindruck man wolle die Nutrias als Sündenbock für teure, nicht so gut funktionierende, fragwürdige Naturschutzprojekte nehmen.

In der weit überwiegenden Anzahl der Habitate, wo Nutrias zu finden sind, leben sie völlig " unauffällig " und bestens integriert und fördern sogar die Artenvielfalt durch Ansiedlung seltener Arten ( Fischotter, Seeadler, Stelzenläufer, diverse Fische etc )

 

Vielmehr galten sie noch bis vor kurzem als heimische Tierart, da sie bereits seit mehr als 25 Jahren bzw. 3 Generationen selbstständig in unserem Gebiet leben (erste Sichtungen freilebender Tiere waren sogar schon 1890)

" Ein Nutriapäarchen vermehrt sich innerhalb von 3 Jahren auf 16.000 Tiere "

 

Das "alte Märchen aus Niedersachsen" 

Fakt ist, Nutrias haben eine für Nagetiere sehr lange Tragzeit von ca. 132 Tagen. 

Sie können also rein theoretisch ganze 2,7 Mal pro Jahr werfen.

Pro Wurf sind es in der Regel 1-5 Jungtiere , von denen nur 20 %  überhaupt das erste Lebensjahr erreichen.

Auch so werden freilebende Nutrias höchstens 3 Jahre alt.

Aber vielleicht " rechnet " man "im Norden" ja anders ...

Nutria knabbert Blatt

" Niedlich, putzig, ABER ... "

 

Fast jeder Bericht fängt inzwischen damit an. "Niedlich, putzig usw., ABER ..."

 

Niedlich ist Geschmackssache. Wie jemand aussieht, Schicksal. Keiner hat sich selbst gemacht. Aber weder das eine, noch das andere ist ein Kriterium, welches über Leben und Tod entscheiden sollte.

 

Nutrias sind hochintelligente, sehr soziale Wesen, die in Harmonie mit ihrer Umwelt leben. 

Und das schon seit 30 Millionen Jahren, also eine Weile länger als der Mensch. (Und auch nicht in so vernichtender Weise wie der Mensch) Und wie es sich derzeit darstellt, wird der Mensch es wohl auch niemals selber auf diesen Zeitraum schaffen.

 

Einst vom Menschen aus Südamerika hierher eingeschleppt um seinen Bedürfnissen zu dienen, um ausgenutzt, ausgebeutet und für den Profit getötet zu werden.

Nun, da sie nicht mehr " nützlich " sind, haben sie in den Augen einiger, die leider eine große Lobby hinter sich haben, keinerlei Daseinsberechtigung mehr. Eine rigorose landesweite Tötung wird gefordert, unbeachtet der Tatsachen, dass die meisten, wenn nicht alle "Probleme",  andere Ursachen haben bzw. auch anders gelöst werden könnten.

Nein, man hat auch bei dieser Tierart keinerlei Probleme, sie ausrotten zu wollen.

 

Also heißt es jetzt leider

" Feuer frei - Jagd " auf die Nutrias in Bremen


Auf Drängen der Jägerschaft hin !

Eine "Feuer frei"- Bejagung, ganzjährig, fernab der Waidgerechtigkeit, da man auch führende Muttertiere nicht verschont. Ja, dies sogar schon im Vorfeld vehement und ausdrücklich gefordert hat !

Als hätten wir nicht schon genug Tierleid in diesem Land. Nein, "da kann man auch noch ein paar Nutriasbabys elendig verhungern lassen."

 

Fest steht, auch ohne die Nutrias wird es Deichschäden geben. Auch ohne die Nutrias wird das Artensterben weiter gehen.

Beispielvideo zur üblichen Berichterstattung zum Thema Nutria

 

https://www.t-online.de/tv/news/id_85941600/tiere-gefaehrden-hochwasserschutz-nutrias-plage-in-bremen.html

 

Man beachte den gezeigten Schaden: Ein Loch im Boden ! Jeder Weidetierhalter hatte früher, als es noch mehr Kaninchen gab, weitaus mehr "Löcher" im Boden und jeder, der professionell mit dem Thema Deiche und Dämme beschäftigt ist, kennt die grundsätzliche "Problematik" mit Wühltieren aller Art, weswegen die Schafbeweidung heutzutage vernünftigerweise teilweise wieder eine Renaissance erlebt.

 

Und den sogenannten "Deich", vor allem seine " Höhe" !

Wenn alle Deiche dort so aussehen, reicht schon ein Starkregenereignis und in Bremen ist " Land unter "

 

Und was die genannte Länge von 6 Metern betrifft : Es zeigt nur, das die sowieso schon seit Jahren aus anderen Gründen geforderten Pufferzonen von mindestens 5 Meter eben das bedeuten, MINDESTENS !

In Argentinien z.B. sind 15 Meter die Regel. Und bei der Luftaufnahme sieht man auch sehr deutlich, dass Vorort mit viel Wohlwollen gerade mal 1 Meter Pufferzone an den Gewässern vorhanden ist.

 

Teile der Videoaufnahmen stammen auch gar nicht aus Bremen, sondern wohl aus einem Stadtpark in NRW.

persönliche Bemerkung zum Schluss


Für mich war für meinen Einsatz für diese Tiere nie entscheidend ob sie niedlich sind, oder nicht.

Mich haben an diesen Tiere vom ersten Moment an zwei Dinge fasziniert, ihr für unsere Breitengrade außergewöhnliches Aussehen mit ihren Entenfüssen, aber vor allem ihr Wesen. Wie friedlich sie zu anderen Wasserbewohner waren und wie sanft, artig und wohlerzogen dem Menschen gegenüber.

Die erste Assoziation, die ich in diesem Zusammenhang hatte, war, dass ihre friedlich Art, wie die von Gandhi war.

Und in der Tat sind viele seiner Zitate sehr passend für die Situation der Nutrias speziell,  aber auch für Tiere und Menschen heutzutage allgemein.

" Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln. "

~ Mahatma Gandhi ~

Nutria am Ufer
Quellen und zum " Vertiefen" der jeweilig angesprochenen Themen

Nutria Art

▪️Nutria Art

▪️Blog

Pro Nutria

Share



(c) nutria-info.com   2014-2024