Wahrscheinlich würde jeder Ernährungsberater bei dem Speiseplan der Nutrias in mancher Hinsicht vor Begeisterung im Dreieck springen und vielleicht ist dies auch ihr Geheimnis, warum sie sich
schon solange auf dieser Erde halten konnten ;)
Vegetarisch
Der Verdauungstrakt der Nutrias ist auf rohfaserreiche Nahrung ausgelegt. Sie ernähren sich rein vegetarisch. Das umfasst die verschiedensten Pflanzenteile wie z.B. Blätter, Triebe, Wurzeln oder
Früchte wie Kastanien. Zwar wird auch berichtet, dass gelegentlich Muscheln verzehrt werden, diese stehen aber nicht, wie bei anderen Tieren, grundsätzlich auf dem Speiseplan. An Vogeleiern
besteht dagegen keinerlei Interesse.
Auch Fische fressen sie nicht. Zwar wurden Farmtieren früher zum Teil auch Fische als Futter vorgesetzt, jedoch gehören diese nicht zum natürlichen Nahrungsspektrum und zählt eher zu einer
Unsitte des Menschen, in Gefangenschaft lebenden Tieren, seien es z.B. Rinder ( z.B. Tiermehl/ BSE- Skandal ) oder eben Nutrias nicht artgerechtes Futter zu servieren.
Erwähnenswert sei aber noch, dass auch die hier so ungeliebte und vom Menschen bekämpfte Wasserpest auf ihrem Speiseplan steht.
Vielfältig und abwechslungsreich
Das Nahrungsspektrum ist sehr breit gefächert, umfasst sowohl Wasser- als auch Uferpflanzen bzw. Bewuchs in der Nähe der Ufer ( 24-40 verschiedene Pflanzenarten, je nach Angebot
(COLARES ET AL. 2010; BERTOLINO ET AL. 2012) ). Dabei werden Blätter, Stängel und auch Wurzel verspeist.
Da man ja gelegentlich Stimmen hört, die sagen Nutrias würden ganze Bestände an bestimmten Pflanzen vernichten, muss man dazu sagen, dass in diesen Gebieten wahrscheinlich auch u.a. ein
nicht so vielfältiges Nahrungsangebot vorhanden war.
Zwar spielt die Größe der Population auch eine gewisse Rolle, jedoch ist es bei den Nutrias, wie auch bei vielen anderen Tieren so, dass sich die Größe einer Population in der Regel auch nach dem
Nahrungsangebot richtet. Das heißt, dort wo weniger Nahrung vorhanden ist, kommt es automatisch zu einer Geburtenkontrolle durch Resorption der Föten/ Aborte und/ oder späteren Furchtbarkeit und
somit zu einer dem Nahrungsangebot angepassten Bestandsgröße ( sofern nicht gleichzeitig Bejagungen stattfinden, die dann ja automatisch wieder die
Reproduktion ankurbeln ) .
Saisonal
Je nach Jahreszeit werden andere Pflanzen verspeist. Im Sommer werden Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen bevorzugt, im Winter dagegen vermehrt Uferbewuchs oder z.B. auch Rinde .
In der Rinde finden sich sehr viele Mineralstoffe, mit denen sie einen Ausgleich zu anderen fehlenden Pflanzen finden und einen erhöhten Bedarf in dieser Jahreszeit decken können.
Allerdings fällen sie nicht wie Biber ganze Bäume. Sie schaffen es nur ungefähr daumendicke Äste durchzunagen.
Regional
Das was sie Vorort finden, steht auf dem Speiseplan. So unterscheidet sich das Nahrungsspektrum eines Nutrias in Amerika manchmal von dem eines in Europa. Je nachdem, welche Pflanzen vorhanden
bzw. nicht vorhanden sind.
Auch bleiben sie bei ihrer Futtersuche normalerweise immer im Umkreis von bis zu 10 Metern ( meist aber 2 m ) zum Gewässer, weil sie dort im Notfall bei Gefahr schnell abtauchen können. Zwar
können sie auch an Land sehr schnell sein, aber unter Wasser ist dann doch immernoch der beste Schutz.
In Argentinien z.B. hat man dies genutzt, um mit entsprechend breiten Gewässerrandstreifen den Fraß an Feldfrüchten zu verhindern. Solche " Pufferzonen" finden sich hier bei uns ( trotz
vermehrter Forderungen und Vorgaben ) leider eher selten und so kann es vereinzelt vorkommen, dass Nutrias ( wie auch andere Wildtiere, z.B. Biber ) an Feldfrüchte gehen. Was aber auch meist nur
bei Nahrungsknappheit bzw. im Winter passiert.
Natürliche Vegetation, statt angebaute Pflanzen
Es wurde beobachtet, dass Nutrias in der Regel natürliche Vegetation gegenüber angebauten Pflanzen bevorzugen, sofern Ufer und Gewässer arten- und vegetationsreich sind.
und auch das "Wie" ist wichtig ... ;)
" Genossen " wird das Ganze meist im Wasser, wo sie sich geschützt fühlen, oder, je nach Art der Pflanzen, auf selbst angelegten sogenannten Fraßplätzen an Land.
Denn auch sie scheinen zu wissen, auch die Art und Weise wie man Nahrung zu sich nimmt, spielt eine Rolle. Und obwohl sie bis zu 25% ihres Körpergewichtes pro Tag aufnehmen, geschieht dies immer
mit einer gewissen Gemütlichkeit.
Aber ...
auch sie können nicht widerstehen ;)
Da sie ja nicht ganz so wählerisch sind, kann man ihnen auch Sachen anbieten, die eigentlich nicht wirklich gesund für sie sind, ihnen aber trotzdem schmecken. Wie z.B. Brot, Kekse, sogar Pizza.
Der berühmte Willy aus Italien war z.b. ein Fan von Keksen, ein anderer liebte Pizza und Spaghetti. Gesund und förderlich sind solche
Sachen aber natürlich nicht.
Die beste Nahrung ist und bleibt die natürliche :)